Carte Blanche Filmplakat

2011 - Heidi Specogna

Carte Blanche

[Kinofilm 91 Min.]

3sat-Dokumentarfilmpreis bei der 35. duisburger filmwoche

Der Film erzählt vom Leben und der Arbeit der Ermittler - den wahren Helden am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Es ist das erste Mal, dass das Weltgericht einem Filmteam genehmigt, eine Ermittler-Crew auf ihren Missionen ins Feld zu begleiten.

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Sie tragen keine Uniform, keine Waffen und haben keine Bodyguards, aber ihre Missionen führen sie an die gefährlichsten Orte der Welt. Ihre Ausrüstung besteht aus Laptops, kleinen Videokameras und Tonbandgeräten. Ihnen zur Seite stehen Dolmetscher, die trotz ihrer Erfahrung oft nach Worten ringen, um das Geschilderte zu übersetzen. Sie arbeiten in improvisierten, notdürftigen Field Offices, wo sie in mühsamster Kleinarbeit die Fakten für die Anklageschriften zu den schwersten Verbrechen, die die Menschheit kennt, zusammentragen: Verübt in Darfur, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und - als jüngster Fleck auf der Landkarte der Core Crimes - im Herzen Afrikas: der Zentralafrikanischen Republik.

[Filmwebsite...]

Das Goethe-Institut veröffentlicht die DVD- und Blu-ray Disc von CARTE BLANCHE - mit mehreren Untertitelfassungen. Der Film kann nun weltweit an allen Goethe-Instituten und seinen filmischen Partnerinstitutionen eingesetzt werden.Der Ort der Geschehnisse heißt nüchtern "Point Kilomètre 12". Der Name benennt einen Abschnitt auf der einzigen Strasse, die sich wie eine Nabelschnur quer durch die Zentralafrikanische Republik zieht.
Pk 12, so die Abkürzung, ist ein Tatort. Er taucht als Ortsangabe in zahlreichen Vernehmungsprotokollen auf, in denen Frauen und Mädchen von jenen Augenblicken und Ewigkeiten sprechen, die sie für immer dem Leben, der Freude, dem Licht entrückt haben. Die Berichte, die Amnesty International zu Händen des Internationalen Strafgerichts verfasst hat, sprechen von 600 Vergewaltigungen, die sich links und rechts dieser staubigen Piste innerhalb nur weniger Tage, während des Jahreswechsels von 2002 auf 2003 ereignet haben. Die Dunkelziffer aber schätzt die NGO auf weitaus höher, denn die meisten Frauen sind zu traumatisiert, um überhaupt Zeugnis dieses Verbrechens an ihrem Körper und ihrer Seele abzulegen.

Die bisherigen Untersuchungen von Amnesty International und Human Rights Watch sind erschütternd. Sie berichten von: Öffentlichen Massenvergewaltigungen von jungen und alten Frauen, von Mädchen und Männern. Oft im Beisein ihrer Familienangehörigen, aber nicht nur das - zum Teil wurden Jungen und Männer dazu gezwungen, an den Vergewaltigungen ihrer Mütter, Schwestern und Frauen teilzunehmen. Chef-Ermittler Luis Moreno-Ocampo beschreibt den bisherigen Stand der Ermittlungen:
"Wir wissen, dass sich die Exekutionen, Gemetzel, Brandschatzungen und Vertreibungen über einen Zeitraum von mehreren Monaten hingezogen haben. Aber die Vergewaltigungen konzentrierten sich auf einen bestimmten Zeitraum von nur wenigen Tagen. Das spricht für eine organisierte Tat, für eine kriegsstrategische Tat.

Der charismatische Argentinier, der sich als junger Staatsanwalt in seiner Heimat mit den Generälen der Diktatur gemessen hat, ist seiner Vision treu geblieben und hat nichts von seinem Glauben an die Gerechtigkeit eingebüsst. Eine Kraft, die wie ein glühender Funke auf seinen Mitarbeiterstab überspringt und das Team geschlossen an sein fast unmögliches Ziel glauben lässt:
"Es wird unsere größte Herausforderung sein zu beweisen, dass jemand diese sexuellen Gewalttaten an den zentralafrikanischen Frauen und Mädchen angeordnet und autorisiert hat. Und diese Person oder diesen Personenkreis wollen wir in Den Haag vor Gericht bringen."