00_compostela_plakat_klein 2007 - Bruno Moll

Zu Fuss nach Santiago de Compostela

[Kinofilm 96 Min.]

 

Berner Filmmusikpreis 2007 - Locarno 2007 Semaine de la Critique

Roman Weishaupt aus dem bündnerischen Degen hat ein Ziel vor Augen: In drei Monaten will er auf dem berühmten Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela pilgern. 2300 strapaziöse Kilometer liegen vor ihm. Die Lust an der Herausforderung und die Hoffnung, sich selbst besser kennen zu lernen, sind sein Antrieb.
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Bruno Moll hat Roman auf den wichtigsten Etappen seiner Reise begleitet. Er hat Bilder geschaffen, die zum Schwelgen und zum Verweilen einladen. Dem Rhythmus des Wanderers folgend, erzählt der Film von Momenten der Euphorie und der Genugtuung und von ebenso bereichernden wie erheiternden Kontakten mit anderen Pilgern. Aber auch davon, welche Anstrengungen eine solche Reise mit sich bringt. Was es heisst, im französischen Niemandsland eine Herberge zu suchen oder in den Pyrenäen gegen den Wind anzukämpfen. Die bewegendsten Momente hält Roman selbst mit seiner Kamera fest und gewährt uns in persönlichen Reflexionen in der romanischen Muttersprache intime Einblicke in seine Gefühlswelt.

ZU FUSS NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA ist ein wohltuend entspannter Film.
Eine Ode an die Langsamkeit in einer von Hektik geprägten Zeit

[Filmkritik...]

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS

Jakobus war einer der zehn Apostel und wurde 44n.Chr. in Jerusalem enthauptet. Die Legende erzählt, dass sein Leichnam über das Mittelmeer an die Galizische Küste und nach Santiago gebracht worden ist und dort begraben wurde. Ob sich das Grab Jakobs tatsächlich an dieser Stelle befindet wird immer wieder angezweifelt. Aber aus Erfahrung wissen wir: Legenden halten sich besser als historische Tatsachen. Nach der wundersamen Entdeckung des Grabes um 825 begann sich der Pilgerweg, durch Klerus und Adel tatkräftig gefördert, stetig zu entwickeln. Die Pilger erkoren die Muschel, das Emblem des Jakobus, zu ihrem Symbol. Die immer zahlreicheren Pilger lockten Wegelagerer an. Für die Ritterorden entlang des Pilgerweges wurde es darum zu einer Frage der Ehre, die Pilger vor Überfällen zu schützen. In der Folge entstanden zahlreiche Klosterburgen, die das Gebiet immer mehr in ein Bollwerk - auch gegen den ständigen Druck der Mauren aus dem Süden - verwandelten. Gegen die Mauren wurde schliesslich von Karl dem Grossen zum heiligen Krieg aufgerufen. In der entscheidenden Schlacht 844 eilte Jakobus, der Legende nach auf einem Schimmel, dem christlichen Heer zu Hilfe und schlug 70000 Araber in die Flucht. Durch diesen Sieg konnte sich die maurische Herrschaft in Nordspanien nie festigen. Jakobus erhielt den Beinamen ‚El Matamoro' (der Maurentöter) und wurde Spaniens Nationalheiliger.
Die Skulptur ‚Jakob der Maurentöter' in der Seitenkappelle der Kathedrale zu Santiago de Compostela erinnert an die legendäre Schlacht. Die Darstellung ist ein getreues Abbild des kriegerischen Katholizismus, der die letzten tausend Jahre der spanischen Geschichte geprägt hat. Heute mutmassen Historiker, dass, wenn die Spanier während der ‚Reconquista' die Mauren nicht aus dem Lande geworfen hätten, es nicht undenkbar sei, dass nicht nur Europa, sondern später auch Amerika islamisch geworden wäre. Das erzkatholische Spanien war aber auch immun gegen Einflüsse aus dem Norden. So hatte die Reformation in Spanien nie eine Chance. Am 04. Mai 2004 hat nun aber das Domkapitel beschlossen, die Skulptur zu entfernen, um die Gefühle Andersdenkender, besonders der Muslime, nicht zu verletzen. Die Entscheidung soll schon vor den Madrider Terroranschlägen des 11. März 2004 gefällt worden sein. Ein kaum überschaubares Netz von Jakobswegen überzieht seit der ersten Jahrtausendwende ganz Europa. Besonders seit dem Beitritt Spaniens zur europäischen Gemeinschaft 1986 sehen spanische Politiker im Mythos Jakobsweg, auch Camino genannt, eine europäische Strasse, die schon im Mittelalter die verschiedensten Völker Europas vereinigt und miteinander in Kontakt gebracht habe. Der Europarat erklärte 1987 den Weg zum ersten europäischen Kulturweg. 1993 erklärte die UNESCO den Weg zum Weltkulturerbe.
"Die menschliche Dimension der Gesellschaft, die Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit und das Vertrauen in den Fortschritt sind Prinzipien, die geschichtlich die verschiedenen Kulturen, die die europäische Identität darstellen, geschmiedet haben. Diese kulturelle Identität wächst seit eh und je aus der Existenz eines europäischen Raumes, voller gemeinsamer Erinnerungen und durchzogen von Wegen, die die Entfernungen, die Grenzen und das Unverständnis überwinden. Der Europarat schlägt heute die Wiederbelebung einer dieser Wege vor, denjenigen, der nach Santiago de Compostela führt. Dieser Weg, höchst symbolisch für den europäischen Entwicklungsprozess, wird als Referenz und Beispiel für zukünftige Aktionen dienen." 1987 vom Europarat genehmigte Resolution


[Filmkritik...]