2011 - Erika Harzer u. Rainer Hoffmann
Inside El Porvenir
[Kinofassung 89 min.]
Coni und die Gefangenen von El Porvenir
[Fernsehfassung 55 min.]
El Porvenir heißt die Zukunft und El Porvenir heißt auch eines der beiden Gefängnisse der honduranischen Hafenstadt La Ceiba.
Dort in El Porvenir sitzen Christian Arzú, Julio Bolton, Rosny Castellanos und José Antonio Flores. Verurteilt wegen Mord, Vergewaltigung, Raub, illegalem Waffenbesitz, Mitgliedschaft in einer verbotenen Jugendbande oder aber noch in Untersuchungshaft. Ohne Verfahren. Ohne Urteil.
Christian und Julio waren Mareros, Mitglieder der im Drogen-, Waffen- und Menschenhandel involvierten schwerbewaffneten Jugendbande Mara 18. Von den Eltern und der Gesellschaft vergessen, wurde die Bande zu ihrem Familienersatz. Jose Antonio war Bandenchef einer weniger martialisch agierenden Stadtteilbande und doch war er in skrupellose Mordgeschichten verwickelt. Rosny wuchs in einer Mittelschichtsfamilie auf und begann als Jugendlicher mit seinen Freunden sich zu bewaffnen. Er sitzt wegen Mord in El Porvenir, verurteilt zu 22 Jahren.
El Porvenir liegt gut 8 km vom Stadtzentrum La Ceiba entfernt hinter großflächigen Ananasplantagen multinationaler Konzerne direkt am Rande des tropischen Regenwaldes eines der großen Naturschutzgebiete Honduras.Das Gefängnis hat eine Kapazität für über 500 Gefangene. Ende 2010 ist es unterbelegt. Bis zu 22 Häftlinge sind in schmalen Zellen untergebracht, in jeweils 5 übereinander liegenden Pritschen. Ein Gefängnis ohne jegliches staatliches Resozialisierungsprogramm und mit einem eigenen, von einflussreichen Gefangenen organisierten inneren Wachschutzsystem. Ohne Hilfe von Außen, durch Familie oder Freunde, ist der Gefängnisalltag in El Porvenir ein harter Überlebenskampf für die Einzelnen.
Im Frühjahr 2003 sorgt El Porvenir für Schlagzeilen auch weit über die Landesgrenzen hinaus. Bei einem Massaker kamen 69 Personen ums Leben, 3 Besucher und 66 gefangene Mareros. Es war nicht das erste und auch nicht das letzte grausame Massaker in einem der honduranischen Gefängnisse.
Seit mehr als 5 Jahren besucht Coni Lustenberger regelmäßig das Gefängnis von El Porvenir. Die 46jährige Schweizerin gehört keiner Entwicklungshilfeorganisation an, sie arbeitet auf Freiwilligenbasis, unterstützt von einem Spenderkreis aus ihrer Heimat.
Vor mehr als 16 Jahren kam sie nach Honduras und begann mit ihrer Unterstützung für Straßenkinderprojekte. Noch heute ist dies einer der Schwerpunkte ihrer Freiwilligenarbeit in Honduras, unter anderem neben Aids-Beratung und Aids-Tests und der Unterstützungsarbeit für die Gefangenen von El Porvenir.
Vor ein paar Jahren hielt sie ihren ersten Vortrag im Gefängnis. Ein ernüchternder Moment für die Schweizerin. Sie sah, wie wenig Hilfestellung den Menschen hinter Gittern angeboten wurde.
Seither besucht sie regelmäßig die Gefangenen von El Porvenir, bietet Kurse an, darunter auch Sport und diverse Bildungsangebote. In Gesprächsrunden informiert sie über gesellschaftlich relevante Themen, leistet Rechtshilfe und macht Botengänge für Gefangene ohne Familienangehörige – ein Beitrag für die Wahrung der Menschenrechte auch für die hinter Gittern lebenden Menschen.
Angekommen in El Porvenir
ist ein Einblick ins Alltagsleben hinter honduranischen Gefängnismauern beispielhaft erzählt von den vier Gefangenen Christian Arzú, Julio Bolton, Rosny Castellanos und José Antonio Flores.
mit:
Christian Edward Arzú
Julio Alberto Bolton
Rosny Juanes Castellanos
José Antonio Flores
Coni Lustenberger
Jorge Regalado Hernández
Monseñor Rómulo Emiliani
Karla Maria Lara
Nolbia Isabel Nuñez
Buch:
Erika Harzer
Regie:
Erika Harzer / Rainer Hoffmann
Bildgestaltung:
Rainer Hoffmann
Montage:
Karen Lönneker
Ton:
Thomas Keller
Filmmusik:
Antonio und Dualizm